Antioxidantien und Vitamine verbessern Spermienqualität

Verbessern Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel die Spermienqualität?


Vitaminen und Antioxidantien sagt man nach, viele Stoffwechselfunktionen zu verbessern. Verbessern diese Nahrungsergänzungsmittel auch die Spermienqualität? Und treten in der Folge auch mehr Schwangerschaften ein?

Verbessern Antioxidantien die Fruchtbarkeit?

Es gibt zumindest viel, die das behaupten, nicht zuletzt die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln. Allerdings scheint etwas dran zu sein. Zumindest gibt es Hinweise darauf, dass man die weibliche Fruchtbarkeit durch Vitamine und Antioxidantien fördern kann. Wie steht es aber um die Spermienqualität. Lässt sich die männliche Fruchtbarkeit ebenso verbessern?

Bessere Spermien mit Vitaminen und Antioxidantien

Mit Vitaminen zu einem besseren Spermiogramm, das ist die Hoffnung vieler Paare, die zum Teil recht tief in die Tasche greifen, um die entsprechenden Präparate zu kaufen. Einzelne Studien zu den über die üblicherweise genannten Substanzen fehlte bisher die statistische Durchschlagskraft.

Nun wurde ein Übersichtsartikel zu diesem Thema in der Cochrane Database veröffentlicht1)Smits, R. M., Mackenzie‐Proctor, R., Yazdani, A., Stankiewicz, M. T., Jordan, V., & Showell, M. G. (2019). Antioxidants for male subfertility. Cochrane Database of Systematic Reviews, (3)., dem heiligen Gral der „evidence based medicine“. Hier werden nur Studien oder Übersichten zu Studien veröffentlicht, die strengen Kriterien (randomisiert, kontrolliert und prospektiv) genügen.

Und ich stelle fest, dass ich meine Meinung zum Thema Nahrungsergänzungsmittel bei der Kinderwunschbehandlung revidieren muss. Es scheint zu wirken. Nicht nur wird die Spermienqualität besser, sie scheinen auch einen positiven Einfluss auf den Ausgang einer künstlichen Befruchtung zu haben, so das Ergebnis der Studienübersicht.

Antioxidantien für Männer bei IVF und ICSI

Die Aussage der Studie bezieht sich jedoch ausschließlich auf Paare, die bereits eine Kinderwunschbehandlung durchführen ließen. Zu der Wirkung von Antioxidantien in der IVF- oder ICSI-Therapie fanden die Autoren 61 zur Auswertung geeignete Studien, in denen 6264 Paare behandelt wurden. Die männlichen Partner nahmen Antioxianzien (vor allem Vitamin E, Vitamin C, Folsäure und Zink), Placebo oder gar nichts ein.

Schwangerschaftsraten

Bei den Paaren mit Antioxidantien-Gabe war die Schwangerschaftsrate (klinische Schwangerschaften) 3-fach höher als bei den anderen Paaren. Diese Daten basieren auf 105 Schwangerschaften bei 786 Paaren in 11 Studien. Dieser Unterschied ist statistisch signifikant („low evidence“).

Lebendgeburtenrate

Bei sieben dieser Studien wurde auch die Rate der Lebendgeburten ermittelt. Sie war in der Gruppe der Paare mit Antioxidantien-Supplementation fast 80% höher als bei den anderen Paaren. Auch wenn es statistisch signifikant war, so basierten die Ergebnisse auf lediglich 124 Lebendgeburten bei 750 Paaren. Der Beleg für die Wirksamkeit war also eingeschränkt („low to very low quality evidence“). Nimmt man die Studien aus den Berechnungen heraus, die gewisse Schwächen im Studiendesign aufweisen („bias“), dann bleibt nicht mehr viel übrig. Bei diesen bereinigten Daten wurden bei den Paaren, wo der Mann ein Placebo bekam, genauso viele Kinder geboren wie bei jenen, die Antioxidantien einnahmen.

Schlussfolgerung

Die Autoren der Übersichtsstudien beklagen sich ausführlich über die schlechte Qualität der Studien und die sich daraus ergebende geringe Aussagekraft.

Sie sehen jedoch mit Einschränkungen einen signifikant positiven Einfluss der Nahrungsergänzungsmittel auf die Ergebnisse einer Reagenzglasbefruchtung, wobei aufgrund der Datenlage unklar bleibt, welche Vitamine und Spurenelemente die wichtigsten sind. Sie empfehlen daher weitere Vergleichsstudien, um diese herauszuarbeiten.

Über Nebenwirkungen wurde in keiner der Studien berichtet. Die Ergebnisse zu den Lebendgeburten halte ich in Anbetracht der geringen Zahl für eher nicht belastbar, aber aufgrund der praktisch nicht vorhandenen Nebenwirkungen, kann die Schlussfolgerung eigentlich nur sein, Antioxidanten zu empfehlen, selbst wenn eine ICSI geplant ist.

Und wenn keine ICSI geplant ist?

Die Aussage dieser Studien bezieht sich auf die Situation, dass der Mann Antioxidantien nimmt und sich das Paar einer künstlichen Befruchtung unterzieht. Das lässt aber keinen Rückschluss auf die Paare zu, die auf normalem Wege versuchen, Eltern zu werden. Wenn Männer mit einem eingeschränkten Spermiogramm Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, führt dies weder zu einer besseren Spermienqualität noch zu einer höheren Zahl an Schwangerschaften der Partnerinnen.


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Literatur

Literatur
1 Smits, R. M., Mackenzie‐Proctor, R., Yazdani, A., Stankiewicz, M. T., Jordan, V., & Showell, M. G. (2019). Antioxidants for male subfertility. Cochrane Database of Systematic Reviews, (3).
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1 Kommentar
  1. […] gegeben werden, wie der Rat, sich gesund zu ernähren. Den in Obst und Gemüse enthaltenen Antioxidantien wird z. B. die Fähigkeit zur Verbesserung der Spermienqualität […]

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