Alternativmedizin verschlechtert Schwangerschaftsrate
Viele Patienten ergänzen die schulmedizinischen Behandlungen bei Kinderwunsch mit alternativmedizinischen Maßnahmen. Gemäß dem Motto „viel hilft viel“ und aus der Überzeugung heraus, dass naturheilkundliche oder homöopathische Heilmittel keinen negativen Einfluss auf die Erfolgrate haben werden und im Zweifel eher einen positiven.
Nun mag man als Schulmediziner im Zweifel über die Wirksamkeit vieler alternativer Behandlungen sein. Dass jedoch pflanzliche Stoffe wirken, zeigt sich z. B. am Mönchspfeffer, der in der zweiten Zyklushälfte gegeben prämenstruelle Beschwerden deutlich mildern kann. Auch die Akupunktur ist bei vielen Erkrankungen nachweislich wirksam. Nun ist es jedoch so, dass jede Wirkung auch eine potentielle Nebenwirkung zur Folge hat. Eine aktuelle Studie zeigt, dass diese dann sogar in der Lage sein können, die Erfolgsraten der Kinderwunschbehandlungen zu verschlechtern.
In fünf dänischen Kinderwunschkliniken wurden insgesamt 728 Frauen vor Beginn der geplanten IVF-Behandlung und nach 12 Monate per Fragebogen befragt. 223 (30,3%) der Frauen begleiteten die Behandlung mit unterschiedlichen alternativen Methoden (Pflanzenheilkunde, Aromatherapie, Reflexzonenmasage, Akupunktur), der Rest verzichtete auf solche zusätzlichen Maßnahmen.
Die kumulative Schwangerschaftsrate war bei den Anwenderinnen von alternativmedizinischen Methoden deutlich (31,3%) niedriger als bei jenen, die sich nur auf die Schulmedizin verließen (42,2% fortlaufende schwangerschaften gegenüber 61,4%). Berücksichtigte man auch die wichtigsten Prognosefaktoren (Alter, vorangegangene Schwangerschaften, Dauer der Kinderlosigkeit), dann zeigte sich dieser Unterschied ebenfalls, kann also nicht mit schlechteren Prognosefaktoren oder „Lifestyle“ erklärt werden.
Die Autoren gaben selbst an, dass eine Differenzierung dieses negativen Einflusses nach Art der alternativmedizinischen Behandlung nicht erfolgte. Außerdem ist die Studie zwar kontrolliert und auch prospektiv, jedoch nicht randomisiert. Das bedeutet, dass die Frauen nicht zufällig einer Gruppe (mit/ohne Alternativmedizin) zugeordnet wurden. Das kann natürlich zu einer erheblichen unbemerkten Selektion (Bias) der Stichproben führen. Obwohl die meisten Prognosefaktoren keinen Einfluss auf das Ergebnis der Studie zu haben schienen, stellt sich dennoch die Frage, was Frauen, die zur Anwendung alternativmedizinischen Methoden neigen, von den anderen unterscheidet. Denn dass die beiden Gruppen hinsichtlich aller relevanten Faktoren völlig deckungsgleich sind, vermag man kaum zu glauben.
Aus den Ergebnissen dieser Studie lassen sich zwei Schlußfolgerungen ziehen:
1. Man sollte dazu noch einmal eine kontrollierte, prospektive und randomisierte Studie durchführen, wie sie ja z. B. bei der Akupunktur auch schon erstellt wurden.
2. Wenn etwas wirkt, dann hat es auch Nebenwirkungen. Und diese können durchaus auch von Nachteil sein. Unkontrollierte Selbstmedikation alternativer Hilfsmittel ist sicherlich nicht anzuraten.
Boivin J, Schmidt L
Use of complementary and alternative medicines associated with a 30% lower ongoing pregnancy/live birth rate during 12 months of fertility treatment.
Hum Reprod. 2009 Jul;24(7):1626-31
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Lieber Herr Breitbach,
vielleicht nicht ganz unwichtig für die Beurteilung dieser Teilstudie des COMPI-Projektes: Die nachträgliche Auswertung der medizinischen Akten wurde nicht nur von der Cardiff University, sondern auch von Merck-Serono finanziell gefördert …
Beste Grüße,
Ihr Tewes Wischmann
😉
guter Hinweis, danke
Na danke, Dr. Wischmann, soviel dazu 😉
ansonsten sind die, die dann doch alternativmedizinische hilfe DAZU nehmen, die frauen, die sonst ALLES schon versucht haben und keinen erfolg hatten. die haben natürlich auch schlechtere erfolge MIT alternativen mitteln.
erstmal glaubt ja jede, es geht so mit…äh..
dann kommt clomi….
dann spermiogramm.
dann iui.
dann ivf.
dann icsi.
dann verzweiflung.
dann biggis seiten, sepia….
dann…..
weiter gehts mit doc reichel
dann sd-therapie, immu-therapie, heparin.
dann…. verzweiflung.
dann: akupunktur. tcm-tees. icsis.
entweder, es klappt irgendwann bei icsi 10… oder wir lesen von einem "wunder", dass es nur mit äh… und sepia geklappt hat. der postbote genießt und schweigt 😉
so sehe ich das auch greta 😉
Greta, wie geil, danke dafür
*looool*
@greta…
Coole Beschreibung! Ich bin grade bei der Überlegung:
…weiter gehts mit doc reichel
dann sd-therapie, immu-therapie, heparin.
dann…. verzweiflung. …ja genau…
dann: akupunktur. tcm-tees. icsis.
Aber der Postbote geht gaaar nicht!!! 😉
ja, UNSERE postboten hier gehen auch nicht 😉 aber es soll ja auch nette gasmänner geben 🙂
wat isn bitte sepia????
ist ja wirklich lustig mädels…aber als ne betroffene finde ich es auch traurig…will auch mal sagen….
shirin, ich könnte so eine liste nicht aufführen, wenn ich nicht 10 jahre lang auch betroffene gewesen wäre…..
shirin: wasn fürne Betroffene biste denn??? Versteh ich nich!Was macht dich traurig?
Und: ich möchte auch wissen was mit Sepia gemeint is!!?
Oh Doc- jetzt haben sie mich bestimmt erwischt*g* 😕
Jupp, Sepia hatte ich schon, bin grade bei Doc Reichel, mal schauen, was danach kommt *?*
@ Shirin: Sepia ist ein homöopathisches Mittel, welches angewandt wird, um den Zyklus zu normalisieren – bei entsprechender Bestimmung durch einen Homöopathen. Denn, auch Homöopathie kann ja Nebenwirkungen haben, wie in der Studie bestätigt.
Biggis Seite finde ich persönlich sehr fragwürdig obwohl ich mich auch durchaus homöopathisch behandeln lasse.
Zu der Studie kann ich leider nichts sagen…
Nun ja, ich habe früher auch nie was homöophatisches angerührt.
Doch bei der 3. ICSI (1. ICSI MA, 2. ICSI "Katastrophe") las ich mehrmals vorher was von Bryophyllum-Globuli, welche angeblich die Einnistung fördern sollen. So habe ich mich dann darüber erkundigt und habe sie dann ab Punktion genommen…naja was soll ich sagen…bei dieser ICSI hat es gefunzt. Ich war auch in der Warteschleife sehr relaxt und die ersten 12 SSW. Dann habe ich die Globulis abgesetzt. Bin jetzt in der 23. SSW…bisher alles perfekt!!!
Also alles kann, nichts muß…und natürlich denkt man dann auch im Nachhinein noch mal drüber nach 😉
Jedoch war es meiner Meinung nach die Gesamtheit der Behandlung.
-Klinikwechsel (vielleicht war es auch ausschließlich meine Wunderklinik)
-erst mal Endo weg
-Betreuung mit Wohlfühlfaktor vom 1. Tag an
…und mein Bryo *grins
Unser Postbote scheidet aus, erstens wegen Nichtgefallen und 2. weil ich während der gesamten Stimu in Bad Münder und nicht daheim war! 😉
Liebe greta,
"Berücksichtigte man auch die wichtigsten Prognosefaktoren (Alter, vorangegangene Schwangerschaften, Dauer der Kinderlosigkeit), dann zeigte sich dieser Unterschied ebenfalls, kann also nicht mit schlechteren Prognosefaktoren oder “Lifestyle” erklärt werden."
Also sind es nicht die gewesen, die alles vorher versucht haben.
Die Sache bleibt rätselhaft.
Ich habe bei manchen Alternativ-Medizin-Fans festgestellt, dass sie sich nicht genau an die Anweisungen der Ärzte halten (lieber ein Globuli mehr als noch mehr Hormone spritzen…), sogar in lebensbedrohlichen Situationen konnte ich das erleben. Das müsste man aber erstmal quantifizieren, vielleicht ist es Zufall, dass ich solche Leute kenne.
Tja, trinke ich nun zusätzlich bis PU Himbeerblättertee ja oder nein? *ohnmacht*
Greta, alternativ zu Doc Reichel sollte Heilmann aufgeführt werden, dessen IVIG-Therapie auch so oft als Wunderwaffe gepriesen wird.
Ach, das Leben bleibt spannend.
Der Postbote geht bei mir übrigens auch nicht: Bei uns tragen nur Frauen die Post aus. *g*
@raise: Geanu deswegen fand ich diesen Artikel auch zitierenswert, denn sonst hätte man ja sagen können,d ass die Selektion so ist, wie Greta et al. es beschreiben und die Alternativmedizinnutzer wären halt die Fälle, welche Zusatztherapien nutzen, weil es bisher nicht geklappt hat. Das ist aber eben nicht der Fall.