Eizellen: Aus alt mach neu.


Mit zunehmendem Alter nimmt die statistische Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Schwangerschaft ab. Und das auch unabhängig von dem Weg, den man dafür einschlägt. Also bei der künstlichen Befruchtung ebenso wie bei der natürlichen Empfängnis.

Dies wird darauf zurückgeführt, dass die Eizellen mit zunehmendem Alter häufiger genetische Auffälligkeiten zeigen. Also fehlende oder doppelte Chromosomen oder Chromosomenbrüche (Translokationen). Das könnte jedoch nur Teil der Wahrheit sein, wie neue Forschungsergebnisse zeigen.

Jetzt wird es ein klein wenig kompliziert: Forscher des St Mother Hospital in Kitakyushu, Japan entnahmen den Eizellen älterer Frauen den Zellkern und übertrugen ihn auf die von einer jüngeren Frau gespendete Eizelle, der zuvor ebenfalls der Zellkern entfernt wurde.

Nach dieser Prozedur hatte man die Zellkerne der „alten“ Eizellen in dem „jungen“ Cytoplasma (dem wasserhaltigen Inhalt, der den meisten Raum im Inneren der Eizellen einnnimmt). An den Chromosomen, der vermeintlichen Ursache der schlechten Schwangerschaftsraten bei älteren Frauen hatte sich nichts geändert, nur das Cytoplasma war neu.

Von 31 so behandelten Eizellen konnten 25 mit Hilfe einer ICSI behandelt werden und bei sieben davon kam es zu einer Befruchtung und zu Zellteilungen.

Dr. Tanaka, der wissenschaftliche Leiter der Studie nimmt an, dass es bei einem Transfer dieser Embryonen zu hohen Schwangerschaftsraten gekommen wäre. Jedoch konnte er dies nicht unter Beweis stellen, da die Eizellen nicht transferiert wurden. Er behauptet jedoch, dass es mit dieser Methode möglich sein würde, die Erfolgsraten bei älteren Frauen zu verdoppeln.

Sollte das Cytoplasma einen wesentlichen Einfluss auf die Erfolgsraten haben, dann würde dies auch erklären, warum auch bei älteren Frauen die Untersuchung der Chromosomen in den Embryonen (PID) nicht zu einer Verbesserung der Schwangerschaftsraten führt. Aktuell ist dies noch sehr spekulativ. Man darf auch nciht vergessen, dass die entkernte Eizelle der jüngeren Frau noch weiterhin Erbgut aufweist, da die mitochondriale DNA als Bestandteil des Cytoplasmas in der Eizelle verbleibt. Dies wirft neben den technischen auch erhebliche ethische Probleme auf, denn so hat der Embryo drei Eltern: Zwei Mütter und einen Vater.


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Kommentar

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7 Kommentare
  1. cayo
    cayo schreibt

    Ich finde es gut, wenn nach höheren Erfolgsaussichten gestrebt und dahingehehend untersucht wird. Ist natürlich ein massiver Einschnitt in die `Natur`, aber wenn es hilfreich ist und kein höheres Risiko (Fehlbildungen) zu erwarten ist, begrüße ich solche Forschungen. Scheint eine Alternative zu sein für solche Paare, die keine komplett fremden EZ nutzen möchten.
    Nur: hat das Kind dann drei Erbträger???

  2. greta
    greta schreibt

    das ist spannend… die entstehenden embryos sind ja auch fähig, reparaturmechanismens bei teilungsfehlern zu starten, vielleicht mit hilfe des frischen cytoplasmas?

    hach – fürchterlich interessant! weiter so in der forschung!

  3. atonne
    atonne schreibt

    Klar ist doch, dass auch die Mitochondrien und die Ribosomen in der Zelle einem Teilungsprozess (bzw. Verdoppelungsprozess mit anschließende Verteilung auf die Tochterzellen) unterliegt. Dann können da doch auch ähnliche Probleme bei der Teilung wie im Zellkern auftreten, was aber mit PKD und PID wohl nicht untersucht wird?

    Fremde Mitochodrien und Ribosomen in einer EZ wäre mit persönlich ein zu hohes Risiko (unabhängig vom genetischen Elternproblem), schließlich glaube ich schon, dass diese in irgendeiner Weise mit dem Genmaterial des Zellkerns in Einklang stehen. Wer weiß, welche Probleme (Erbkrankheiten, Fehlbildungen) dadurch der Nachwuchs haben wird?

  4. raise
    raise schreibt

    Wieviel Prozent des Erbgutes des Kindes sind dann von der jungen Eizellspenderin? – Ich meine, eher 0,02% oder eher 15 oder gar 30%?

  5. Lectorix
    Lectorix schreibt

    Alter Falter, das ist aber jetzt schon ein echt wildes Gebastel. Darüber muss ich erst mal schlafen – gerade das mit den Mitochondrien und Ribosomen und "fremdem" Zellkern ist mir schon ziemlich viel Mischung in einer Zelle. Weiß noch nicht, ob ich das gut finde, aber so ging’s wahrscheinlich den Leuten vor noch nicht allzu vielen Jahren auch mit der IVF 🙂

  6. reaba
    reaba schreibt

    abgefahren…aber spannend!

    ich habe da keine ehtischen bedenken, denn wenn ich das aus bio recht erinnere, dann sind doch mitochondrien und ribosomen nur kraftwerk, bzw syntheseort der DNA…und die DNA ist ja von dem "alten mädchen", dass dann ggfs auch schwanger werden würde (was vielleicht in dem gesamten vorgang die eigentliche leistung wäre).

    allerdings finde ich 7 befruchtungen auf 25 EZ nicht wirklich prickelnd, oder..?

  7. atonne
    atonne schreibt

    @reaba: nein, Mitochondrien und Ribosomen besitzen eigene DNA bzw. RNA. Manche Proteine der Zelle werden nur durch das Zusammenspiel der einzelnen Teile der Zelle hergestellt, also wird z.B. ein großer Anteil der Proteine der Mitochondrien im Zellkern hergestellt. Die große Abhängigkeit zwischen den Einzelteilen der Zelle würde mir Angst machen (nicht ethische Bedenken) – also wenn, dann müsste die entkernte EZ, in die der Zellkern gesetzt wird, schon von nahen Verwandten stammen (möglichst gleiche mütterliche Linie).

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