Eizellspende ist gefährlich für Spenderinnen


Frauen, die selbst keine Eizellen produzieren Z. B. wegen vorzeitiger Wechseljahre) oder aufgrund ihres Alters nur solche von unzureichender Qualität, können sich ihren Kinderwunsch mit Hilfe der Eizellenspende erfüllen.

Meist wird hierzu eine junge Spenderin einer hormonellen Stimulation der Eierstöcke unterzogen und die Eizellen wie bei der IVF üblich entnommen. Grundsätzlich ist diese Behandlung der Spenderinnen risikoarm, legt man die gleichen Richtlinien zugrunde, wie man es sonst bei der konventionellen IVF täte.

Da die Kosten für die Stimulationsbehandlung und die Aufwandsentschädigung für die Spenderin den Gewinn der Reproduktionsmediziner schmälern, ist es rein betriebswirtschaftlich sinnvoll, möglichst viele Eizellen auf einmal zu gewinnen. Außerdem kann man so den Bedarf an Eizellen mit wenigen Spenderinnen befriedigen. Da es sich hierbei um einen sehr lukrativen Markt handelt, kann man davon ausgehen, dass das Gewinnstreben zu Lasten der Gesundheit der Spenderinnen geht, wenn keine strenge Regulation des Verfahrens besteht. Ein Grund, weshalb ich vor einiger Zeit anmerkte, das die Erlaubnis der Eizellenspende auch in Deutschland ratsam wäre, um strenge Richtlinien zum Schutze der Spenderinnen zu entwickeln und umzusetzen.

Mein Hintergedanke war damals, dass die Gesundheit der Spenderinnen hierzulande und in Westeuropa besser zu schützen sei und man damit als Empfängerin einer solchen Spende niemandes Gesundheit riskieren muss. Aufgrund einer Klage vor dem EuGH ist die Hoffnung berechtigt, dass dies möglicherweise auch in Deutschland umsetzbar wäre.

Die etwas arrogante Annahme, dass eine solche Behandlung im westlichen Europa generell besser reguliert wäre ist jedoch offenbar falsch. Neue Zahlen der Human Fertilisation and Embryology Authority in Großbritannien lassen sogar das Gegenteil annehmen. Spitzenreiter war eine Spenderin, bei der 85 Eizellen in einer Behandlung gewonnen werden konnten. Dies war jedoch offenbar kein extremer Ausreißer, denn auf den Plätzen folgten bedauernswerte Spenderinnen mit 70-80 Eizellen.

Wenn man davon ausgeht, dass ein Überstimulationssyndrom (OHSS) bereits bei mehr als 20 Eizellen eintritt und der Schweregrad mit der Zahl der Eizellen korelliert, sagt man sicherlich nichts Falsches, wenn man behauptet, dass hier aufgrund finanzieller Interessen und mangelnder Kontrolle Menschenleben gefährdet werden.

Ich würde mir zwar weiterhin die Zulassung der Eizellspende in Deutschland wünschen, sehe aber unbedingten Bedarf, diese entsprechend zu regulieren auch und vor allem im Hinblick auf die Eizellzahl. Aber in Deutschland muss man sich vermutlich gerade bei Fragen der Reproduktionsmedizin keine großen Sorgen um unkontrollierte Auswüchse machen, denn nichts macht der Deutsche lieber als Richtlinien.


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Kommentar

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13 Kommentare
  1. greta
    greta schreibt

    oh wei… hört sich an wie die ärzte in D, die ohne ein US-gerät zu besitzen und die patientin untersucht zu haben, erstmal clomi verschreiben – und sich dann über achtlinge wundern… die restlichen 18 eizellen wurden glücklicherweise nicht befruchtet oder nisteten sich nicht ein…

    solange hier und andernorts jeder alles darf, sind regelungen for the cat.

    kiwubehandlung sollte facharztthema mit PRÜFUNGEN und regelm. zertifizierungen sein. so kann man dann auch, als folge quasi, viel mehr ERLAUBEN (eizellspende…) ohne ethisch und gesundheitlich fragwürdig zu agieren.

    aber noch darf hier ja jeder alles…..

  2. galwayindecember
    galwayindecember schreibt

    OMG…85 Eizellen?????
    Wenn man das so liest, bekommt man echt Gänsehaut!!!

    Ich glaube aber trotzdem nicht, dass sie viel ändern würde, wenn Deutschland die Eizellspende erlauben würde…von den Krankenkassen würde es wohl eh nicht übernommen werden, da die auch bei ICSIs nur 3 Versuche (auch nur zur Hälfte, glaub ich) übernehmen und die EZS in DE wahrscheinlich soo teuer sein wird, dass trotzdem die Mehrheit ins Ausland fahren würde und es so in den Kliniken die die Spenderinnen überstimulieren gleich bleiben würde…

    Ich bin da ganz ehrlich froh, dass ich eine Klinik gefunden habe, der sowohl die Patienten als auch die Spenderinnen am Herzen liegen!
    Meine Spenderin z.B. hatte 8 Eizellen.

  3. Resi
    Resi schreibt

    Das ist natürlich echt übel.
    Bei uns war es so, dass die Klinik in der wir waren, definitiv die Spenderinnen nicht zu hoch stimuliert. Und dies auch direkt beim Erstgespräch sagt – so dass man nicht zuviele EZ erwartet.
    Sie stimulieren so, dass es zwischen 6-10 EZ gibt (unsere Spenderin hatte 7).

  4. Viktoria1
    Viktoria1 schreibt

    Leider weiß ich nicht genau, wie EZP in den einzelnen Ländern genau reguliert ist.
    Ich weiß aber, dass verschiedene Kliniken in Tschechien nicht mehr als max. 12 Eizellen haben wollen, alles andere geht ja auch zu Lasten der Qualität.

  5. Elmar Breitbach
    Elmar Breitbach schreibt

    Ich weiß aber, dass verschiedene Kliniken in Tschechien nicht mehr als max. 12 Eizellen haben wollen, alles andere geht ja auch zu Lasten der Qualität.

    Klar, das ist nicht nur gefährlich, sondern unnütz…

  6. bell
    bell schreibt

    Vor einigen Jahren gab es in der "Brigitte" einen guten Artikel zum Thema EZS, aus Sicht der Spenderinnen.
    Es hat mich damals schon sehr erschreckt unter welchen Bedingungen sowas im östlichen Europa abläuft.

  7. Buntspecht
    Buntspecht schreibt

    Unabhängig davon, ob die Eizellspende erlaubt oder verboten ist, sollte das ein Fall für die Staatsanwaltschaft sein. Den Straftatbestand der Körperverletzung gibt es in so ziemlich jedem Staat.

  8. Rebella
    Rebella schreibt

    Ich bin davon überzeugt, sollte die Eizellspende irgendwann in Deutschland zugelassen werden, dass sie dann auch streng geregelt wird. Und dazu gäbe es dann gewiss auch meine Zustimmung.

    85 Eizellen, das würde mich mal interessieren, wie viele davon erfolgreich waren. Das bringt doch nichts!

    Davon abgesehen würde ich vor der Eizellspende die Embryonenspende fördern und keine Befruchtungen mit fremden Eizellen UND fremden Spermien zulassen. Das könnte den Bedarf an Eizellen auch etwas herabsetzen.

  9. galwayindecember
    galwayindecember schreibt

    @rebella: Aber Embryonenspende ist die Befruchtung von fremden Eizellen UND fremden Sperma *?* Vielleicht stehe ich ja gerade auf dem Schlauch *schulterzuck*

  10. Elmar Breitbach
    Elmar Breitbach schreibt

    @ galwayindecember: Faktisch ja. Praktisch nein, da da bei der Embryonenspende übriggebliebene und eingefrorene Embyonen verwendet werden und niemand sich deswegen einer Behandlung unterziehen muss.

  11. Nauka
    Nauka schreibt

    Ich favorisiere ja eine Art Kryoembryoadoption, am besten halboffen oder offen, um den Kindern zu ermöglichen, nach Ihrer genetischen Herkunft zu forschen. Allerdings ist es glaube ich noch eine langer Weg dahin.

  12. Rebella
    Rebella schreibt

    @Nauka: Ganz meiner Meinung! Ich habe gerade kürzlich eine Frau dabei unterstützt, ihre Embryonen, die sie nicht mehr zurücknehmen konnte, auf so eine Weise an die Frau zu bringen. Es war außerordentlich beschwerlich für sie. Aber sie hat einen Weg gefunden. Natürlich nicht in Deutschland.

  13. […] Genau. Wenn man schon einmal bei der Samenspende nachreguliert, kann man auch gleich einen ganz großen Wurf in Angriff nehmen und die Eizellenspende ebenfalls einbeziehen. Bisher ist diese in einigen europäischen Ländern verboten. Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat diesbezüglich entschieden, dass diese Länder dieses Verbot aufrechterhalten dürfen. Aber sie müssen es nicht. Und es stellt sich die Frage, ob es nicht aus vielen Gründen sinnvoll ist, hier gesetzgeberisch tätig zu werden. Alleine schon, um klar definierte und bindende Richtlinien zu erstellen, nicht zuletzt auch zum Schutz der Spenderinnen. […]

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